AG "Römische Museen am Limes"

An vielen Kastellorten entlang des Limes existieren Museen mit römischen Sammlungsbeständen. Sie stellen die Originalexponate in den Mittelpunkt und erzählen als Zeugnisse lebender Kultur von den Menschen am Limes. Erst durch diese Objekte wird das Bodendenkmal in seinem Gesamtkontext verständlich. Die Funde gehören also untrennbar zum Schutzobjekt Limes, gleichwohl sind sie nicht Teil des UNESCO-Welterbes.

  • Dieser Umstand beruht auf der Entscheidung 28COM 14B.43 des UNESCO-Welterbekomitees aus dem Jahr 2004 (28. Sitzung, Suzhou, China) im Zusammenhang mit der Einschreibung der "Etruscan Necropolises of Cerveteri and Tarquinia" (Italien).
  • Italien hatte auf die zentrale Bedeutung der etrukischen Sammlungsbestände der archäologischen Nationalmuseen in Cerveteri und Tarquinia für das Verständnis der beiden Orte und die Qualität der Objekte, die zweifelsohne Weltkulturerbestatus besitzen, hingewiesen und sich entsprechend für ihre Einschreibung stark gemacht.
  • Das Welterbekomitee anerkannte den außergewöhnlichen Wert der Sammlungen, gleichwohl entschied es sich gegen ihre Eintragung auf die Welterbeliste und nahm lediglich die Nekropolen auf. Das UNESCO-Welterbe ist also auch weiterhin auf unbewegliche Objekte beschränkt; die archäologischen Funde sind durch verschiedene andere Konventionen wie z. B. die "Convention on the Means of Prohibiting and Preventing the Illicit Import, Export and Transfer of Ownership of Cultural Property" (1970) und die "European Convention on the Protection of the Archaeological Heritage" (1992) geschützt.
  • Der internationale Rat für Denkmalpflege ICOMOS International bedauert diesen Umstand seit Jahren und fordert eine offene Diskussion zur Frage, ob nicht auch bewegliche Funde Teil des Welterbes werden können.
  • Vgl. dazu auch die folgende Publikation: UNESCO (Hrsg.), World Heritage. Challenges for the Millenium (Paris 2007), bes. 90 f. In englischer und französischer Sprache online erhältlich unter http://whc.unesco.org/en/activities/558/.

Prinzipiell ist es ideal, wenn die Funde in der Nähe des Fundortes gezeigt werden können. Dadurch erschließt sich dem Besucher der untrennbare Zusammenhang zwischen Fund und Fundort und weckt dadurch auch Verständnis für den Schutz beweglicher und unbeweglicher Bodendenkmäler.

Gleichwohl stellt die Vermittlung des Limes eine besondere museale Herausforderung dar:

  • Der Limes ist sicherlich keine Welterbestätte mit "WOW!"-Faktor, denn er verläuft weitgehend unsichtbar für unsere Augen durch Wälder, über Äcker, durch unwegsames Gelände.
  • Auf Grund seiner Ausmaße und Linearität ist er in seiner Komplexität nur schwer fassbar.

Den Museen kommt entsprechend die Aufgabe zu, den Limes als Teil einer Reliktlandschaft von gewaltigen Ausmaßen begreifbar zu machen. Der Limes ist kein isoliertes Bodendenkmal, sondern steht in Zusammenhang mit Kastellen, Lagerdörfern, Gutshöfen und Straßen. Auch sind aktuelle Ergebnisse der Limesforschung in die Dauerausstellungen zu integrieren. Auf diese Weise können Museen in ihrer Funktion als außerschulische Lernorte oftmals Inhalte vermitteln, lange bevor diese Eingang in die Schulbücher finden.